Ein «Familienbus» fährt durch Deutschland – und in der Schweiz wird gebetet

Mit dem Bundestagsbeschluss von Ende Juni 2017 die Ehe zu öffnen, haben in Deutschland gleichgeschlechtliche Paare nicht nur das Recht auf die Zivilehe erhalten, sondern auch das Recht, gemeinschaftlich nichtleibliche Kinder zu adoptieren. Punkt! Doch nun hat sich rechtzeitig zu den Wahlen in Deutschland die LGBT-feindliche Gruppe «Demo für alle» eine besondere Aktion ausgedacht …

Designentwurf: Bus mit homo- und transphober Botschaft …

Mit einem orangefarbenen «Bus der Meinungsfreiheit» und der Aufschrift «Lass dich nicht verunsichern!» will die Bewegung «Demo für alle» mit einer «Gruppe junger Leute» durch Deutschland touren – um nicht nur gegen die Öffnung der Ehe zu poltern, sondern auch «für die Zweigeschlechtlichkeit, gegen Gender und gegen Sexualisierung zu werben». Enden soll die Tour am 15. September in Berlin mit der Übergabe einer Petition «Ehe bleibt Ehe» an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zusätzlich zum Spruch «Lass dich nicht verunsichern!» soll der Bus eine Grafik zeigen, die Ehe als Verbindung aus Mann und Frau sowie Familie als Vater, Mutter und Kinder darstellt. Die deutsche Website queer.de bezeichnet die Grafik als «ausgrenzend». Sie ignoriere zudem die deutsche Verfassung: «Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits vor Jahren geurteilt, dass Regenbogenfamilien unter den grundgesetzlichen Schutz der Familie fallen».

In der Schweiz fällt der Protest gegen die längst fällige Öffnung der Ehe (noch) etwas bescheidener aus. Auf livenet.ch darf Regula Lehmann von der Stiftung «Zukunft CH» ihre «Gebetsinitiative für die natürliche Ehe» vorstellen. Mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare «schaffe sich die Gesellschaft quasi selber ab». Diese Aussage begründet die «Familienberaterin» damit, dass die Ehe «Gottes Erfindung und Projekt» sei. Begründet werde die Öffnung der Ehe mit dem «Argument des Rechts auf Gleichbehandlung und Gleichstellung». Wer dagegen sei, werde «in die Ecke gedrängt und der Diskriminierung bezichtigt». Das Resultat sei, «dass eine kleine Gruppe über die eingeschüchterte, schweigende Mehrheit» bestimme.

An dieser Stelle noch ein Auszug aus dem «Gebet»:

Herr, unser Gott, du Schöpfer allen Lebens … wir danken dir, dass du die Ehe als liebende und fruchtbare Gemeinschaft eingesetzt hast. … Herr, unser Gott, wir bitten dich: Stärke und bestätige den Ehe-Bund zwischen Mann und Frau. …

Offenbar ist es Frau Lehmann entgangen, dass wir Lesben und Schwulen die Öffnung der Zivilehe fordern. Dieser Vertrag zwischen zwei Menschen hat nach meinem Eheverständnis wenig mit «göttlicher Fügung» zu tun – dieser Vertrag regelt doch eigentlich bloss eine Geschäftsbeziehung zwischen zwei Menschen.

Nationalrat Karl Vogler …

Definitiv in die Ecke der religiösen Aussenseiter*innen gedrängt werden sowohl die Bewegung «Demo für alle» und die Stiftung «Zukunft CH» bei der Tatsache, dass an diesem Wochenende während der Transtagung in Sursee Nationalrat Karl Vogler von der Christlichsozialen Partei Obwalden (CSP Obwalden) über die Diskriminierung von trans* , inter* und homosexuellen Menschen sprach. Zu seinen formulierten Forderungen gehören u.a. die gesellschaftliche Sensibilisierung und die Selbstbestimmung von trans* Menschen wie etwa die freie Wahl des Vornamens und der Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Sachpolitik stehe für Karl Vogler – so schreibt er auf seiner Website – im Vordergrund: «Probleme müssen gelöst und sollen nicht durch Ideologen bewirtschaftet oder parteipolitische Interessen blockiert werden». Zudem suche «erfolgreiche Politik das Gemeinsame und nicht das Trennende». So lasse ich mir christliche Werte gefallen …