Rechtfertigung der Jungscharen: Wir sind gar nicht homophob

Der Sprecher vom Bund Evangelischer Jungscharen BESJ darf sich auf 20 Minuten rechtfertigen – nachdem heute publik wurde, dass auf der Website der Jungscharen geschrieben stand, dass «Analverkehr zwischen Männern die Todesstrafe fordert» und «Homosexualität zu den Taten der Gottlosen gehöre».

Natur pur – und Gott nah? «Die Andacht ist ein wichtiger Bestandteil jedes BESJ-Angebotes».

«Wir sind gar nicht homophob», betonte der Mediensprecher des BESJ. Sondern? «Gott gebietet uns, sich selbst und die nächsten zu lieben – damit sind auch die Homosexuellen gemeint». Solche Phrasen kennen wir Homosexuellen von religiöser Seite ja eigentlich bereits zu genüge.

Der Bund Evangelischer Jungscharen stellte – die Texte wurden in der Zwischenzeit entfernt – den Leiter*innen von Teenager-Gruppen auf ihrer Website diverse «Hilfsmittel» zur Verfügung. Darunter auch eine Liste mit zeitgemässen Begriffen, die Gruppenleiter*innen dabei unterstützen sollen, «ein Thema von der Bibel her aufzuarbeiten». Was unter dem Stichwort Homosexualität stand, war heftig: Von «schändlichen Leidenschaften» war die Rede und davon, dass die Bibel für Analverkehr zwischen Männern die Todesstrafe vorsehe:

Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen.

Seit den 1990er-Jahren unterstützt der Bund den BESJ finanziell. Weil das Bundesamt für Sport ab 2018 keine Organisationen mehr finanziert, die vor allem religiöse Zwecke verfolgen, kämpft der BESJ zurzeit heftig gegen die Streichung der Bundesgelder. So ist etwa für nächsten Samstag eine Kundgebung auf dem Bundesplatz geplant um gegen die Streichung der Gelder zu protestieren.

Gegenüber 20 Minuten hält Patrick Weber von der Beratungsplattform DU BIST DU ein Verbot des Bundes der Jungscharen für den einzigen und richtigen Weg: «Solch krasse Aussagen gegen die Homosexualität sind mir in der Schweiz bis jetzt noch nie begegnet». BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti gibt sich liberaler. Wolle der BESJ weiterhin vom Bund unterstützt werden, müsse sich der Bund der Jungscharen der Ethik-Charta des Bundesamts für Sport unterstellen, die etwa eine «Gleichbehandlung für alle» vorschreibt – auch bei der sexuellen Orientierung.

Sicher ist, dass gerade solche Grundhaltungen wie die des Bundes der Jungscharen mitverantwortlich sind für die belegte höhere Zahl von Selbstmordversuchen unter homo und trans* Jugendlichen im Vergleich zu gleichaltrigen Heterosexuellen. Eingetrichtert zu bekommen, etwas zu fühlen, was verboten ist und wofür er umgebracht werden sollte, ist fatal.