Ich wollte immer Prinzessin sein: Die Lindenstrasse wagt sich an das Thema Trans*

Sonntag für Sonntag für Sonntag für Sonntag strahlt das Erste Deutsche Fernsehen seit dem 8. Dezember 1985 die Lindenstrasse aus. Erfinder und Produzent ist Hans W. Geissendörfer. Die Bewohner der Lindenstrasse werden recht realitätsnah dargestellt – und das ist vielleicht auch grad das Erfolgsrezept der Endlosserie …

Coming-out im Auto: "Ich wollte schon immer Prinzessin sein"

Coming-out im Auto: «Ich wollte schon immer Prinzessin sein»

In der Lindenstrasse gibt es Eheprobleme, Schwangerschaften, Pubertätsprobleme, Wechseljahre, Krankheiten, Drogenabhängige, politischer und religiöser Extremismus. Und: Die Lindenstrasse war die erste Serie, die 1987 erstmals im deutschen Fernsehen einen «gleichgeschlechtlichen» Kuss zeigte. In der aktuellen Ausgabe outet sich nun Marek – gespielt von Martin Walde – als trans*.

Marek gegenüber seiner Schwester Nina:

Das bedeutet, dass ich mich wie eine Frau fühle. Aber ich bin keine – zumindest nicht in euren Augen. Keiner wollte das – keiner. Ich hab mich krank gefühlt. Pervers. Also hab ich alles gemacht, um wie ein richtiger Mann rüberzukommen. … Aber es hat nicht aufgehört. Es hat niemals aufgehört, dieses Gefühl, dieser Wunsch. Dann hab ich mir Kleider gekauft und hab sie angezogen im Hotelzimmer, wenn ich unterwegs war.

Wie wichtig das Thema Geschlechtsidentität gerade in einer Serie wie der Lindenstrasse ist, zeigt der Blick auf die Kommentare auf Youtube der Folge. Da schreibt ‹Don Tango›:

Ich hab das jetzt nicht ganz verstanden. Er fühlt sich als Frau steht aber nach wie vor auf Frauen? Ist dann also quasi eine Trans-Lesbe? Was’n das für’n Quatsch!

Dass es einen Unterschied zwischen sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität gibt, ist wohl noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Transmenschen können zwar lesbisch oder schwul sein, aber natürlich auch heterosexuell – und bisexuell.

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Carsten Flöter – gespielt von Georg Uecker – ist der dienstälteste Schwule der Lindenstrasse. Er schrieb mit dem ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in einer deutschen Serie im Jahr 1987 Geschichte.

Dass Küssen in der Öffentlichkeit unter Männern vor 20 Jahren keine Selbstverständlichkeit war, zeigen die Morddrohungen, die Uecker und Gegenüber Martin Armknecht – alias Robert Engel – 1990 nach der Ausstrahlung eines zweiten Kusses erhielten. Und der Bayerische Rundfunk verzichtete aus moralischen Bedenken – und nicht aus Sorge um die Darsteller – die Wiederholung der Folge.

>Dieser Beitrag wurde auch auf gayradio.lgbt veröffentlicht