Die Initiative gegen eine vernünftige Sexualkunde in Schulen

Kurz vor Weihnachten 2013 wurde die Volksinitiative «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» eingereicht. Ein Vierjähriger müsse den Unterschied zwischen «homo und hetero» noch nicht kennen und diese als gleichwertig anerkennen müssen – meinte SVP-Politiker Sebastian Frehner zum Sinn der Initiative. Die Initiative ist somit klar ein Seitenhieb gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

«In einem Zeitalter der Medien und der globalen Zugänglichkeit aller Informationen ist es eine absurde Vorstellung, man schütze die Kinder indem man ihnen keinen Aufklärungsunterricht anbietet», konterte damals Marco Fritschi von den GaynossInnen der JUSO Schweiz. Wenn die Kinder Sexualkunde nicht gemäss ihrer Verständnisfähigkeit von einer dazu fachlich wie didaktisch ausgebildeter Lehrerschaft bekommen, holen sie sich das Wissen unkontrolliert und unstrukturiert aus dem Internet.

Kurz nach Weihnachten 2014: Die Bildungskommission des Nationalrats hat die Volksinitiative vorgeprüft. Die Kommission teilt zwar die Meinung der Initianten, dass die sexuelle Erziehung ein sehr sensibles Thema sei und grosse Sorgfalt verlange. Dennoch verweist die Mehrheit der Kommission auf die problematische Umsetzung der Initiative. Der Sexualkundeunterricht, der in der Schweiz seit Jahren an der Volksschule erteilt wird, stellt einen wirksamen Schutz vor sexuellen Übergriffen, sexuellen Krankheiten und nicht zuletzt der körperlichen Integrität und trägt zur Chancengleichheit bei. Aus all diesen Gründen empfiehlt die Mehrheit der Kommission mit 17 zu 7 Stimmen die Initiative abzulehnen.

Mitte Februar letzten Jahres meinte Christian Iten, Sprecher der ‹IG vernünftige Sexualkunde›, zur Volksinitiative:

Wenn Schülerinnen und Schüler Homosexualität als gleichwertige Lebensform wie Heterosexualität betrachten sollen, glaube ich übrigens nicht, dass hier die Schule Werte vermittelt, die in unserem Land nicht sowieso Gültigkeit haben: in Artikel 8 der Bundesverfassung steht, dass niemand wegen seiner Lebensform diskriminiert werden darf! Wie sich ein homophobes Umfeld an der Schule später auf sich homo- oder bisexuell fühlende Jugendliche auswirkt, wissen wir …

koenigundkoenigEs gibt nicht nur Liebe zwischen Frau und Mann, sondern auch gleichgeschlechtliche und andere Formen von Liebe unter Erwachsenen. Es ist wichtig, dass Kinder dies früh erfahren und andere sowie die eigene sexuelle Orientierung akzeptieren lernen. Deshalb ist die Initiative «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» sinnlos und schadet Kindern. Von Schutz kann nicht die Rede sein – und das hat die Bildungskommission des Nationalrats offensichtlich jetzt erkannt.

Zudem ist es auch wichtig, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht nur im Sexualkundeunterricht, sondern flächenübergreifend im Unterricht vorkommen. So darf das Aufsatzthema doch ruhig mal «Die beiden Mütter der Nachbarkinder» lauten oder das Kinderbuch «König und König» im Unterricht gelesen werden … Vielleicht sogar auch in der Sonntagsschule?