Hochzeit in amerikanischer Sitcom

Sonntag – und ein denkwürdiger Tag: vor 25 Jahren fiel in Berlin die Mauer! Aber ich schreibe heute über das Heiraten …

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Am letzten Donnerstag haben Alan Harper und Walden Schmidt geheiratet! Dir kommen die beiden Namen bekannt vor? Richtig! Im richtigen Leben sind die beiden Männer Schauspieler, heissen Jon Cryer und Ashton Kutcher und spielen die Hauptrollen in der amerikanischen Sitcom «Two and a Half Man» – und die Hochzeit wurde letzten Donnerstag auf CBS erstmals ausgestrahlt.

Alan und Walden haben geheiratet – obschon sie weder schwul noch ein Paar sind. Sie leben als Freunde zusammen im Haus von Alans verstorbenem Bruder Charlie (Charlie Sheen). Grund der Hochzeit: Sie wollen ein Kind adoptieren. Damit die Hochzeit auch ohne Liebesschwüre kitschig wird, singt Michael Bolton sein berühmtes Lied – textlich leicht angepasst – «When a Man loves a Man».

Chuck Lorre, der Macher der Sitcom erklärt die Hochzeit gegenüber der Presse: «Es scheint der nächste logische Schritt zu sein. Keine Romanze, keine Liebe, ein Kind grossziehen.» Damit kehre «Two and a Half Man» wieder zur alten Idee zurück: zwei Männer erklären einem Jungen, wie er zum Mann (!) wird.

Ohne Liebe heiraten und ein Kind aufziehen? Erweist uns da die Sitcom einen Bärendienst? Tatsache ist nämlich, dass gleichgeschlechtlichen Paaren in eingetragener Partnerschaft die Adoption bei uns in der Schweiz noch immer verweigert wird.

Die Adoption wurde am Freitag im ZDF in der Vorabendserie «Dr. Klein» ebenfalls thematisiert – und etwas realistischer als in «Two and a half Man»: Patrick Keller (Leander Lichti) freut sich: sein Partner Magnus Eisner (Miroslav Nemec) setzt sich ernsthaft mit dem Thema auseinander. Er hat sogar einen Berater eingeladen, um entsprechende Möglichkeiten für homosexuelle Paare durchzusprechen. Es endet in einem Desaster – Patrick muss einsehen, dass ihre Chancen so gut wie aussichtslos sind.

Ist es ein gutes Zeichen, dass das Thema Adoption von gleichgeschlechtlichen Paaren in Sitcoms und Familienserien thematisiert wird? Es ist jedenfalls höchste Zeit, dass auch da Mauern der Vorurteile eingerissen werden und gesetzliche Regelungen für Regenbogenfamilien geschaffen werden … Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, «existieren» und sie brauchen dringend besseren rechtlichen Schutz. In den letzen fünf Jahren hat die Zahl der Kinder in Regenbogenfamilien explosionsartig zugenommen und es werden – mit oder ohne rechtliche Regelung – immer mehr (70 Prozent der jungen Lesben und 60 Prozent der Schwulen wünschen sich Kinder).

Und schliessen wir noch den Kreis zum heutigen Tag und «25 Jahre Mauerfall». Anders als in der Bundesrepublik, wo ein Gesetz – der Paragraf 175 aus der Nazizeit – Homosexualität jahrzehntelang unter Strafe stellte, wurden Schwule und Lesben in der DDR seit Ende der 50er-Jahre nicht mehr kriminalisiert. Staatlich geduldet waren sie, geoutet hat sich trotzdem niemand, denn anders sein – egal auf welche Art und Weise – ist in keinem totalitären System besonders gefragt. In der DDR konnte man damit leicht zum Staatsfeind avancieren und ins Visier der Stasi geraten.