LOS und Pink Cross verurteilen Rauswurf – und die Stellungnahme des Nelson Pub

Gemäss einem heutigen Bericht im ‹Blick› wurde am Wochenende ein schwules Paar von Sicherheitsleuten aus dem Zürcher Nelson Pub geworfen, nachdem es sich geküsst hatte.

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In einer Medienmitteilung verurteilen die Lesbenorganisation LOS und Pink Cross – der Dachverband der Schwulen – «diese Art von Diskriminierung aufs Schärfste». Und auch die Gleichstellungsgruppe der BDP Schweiz betont in einem offenen Brief, dass doch «ein Pub ein Ort der Geselligkeit» sein sollte, in der man «locker ein Bier trinken und mit tollen Menschen einen schönen Abend geniessen» könne. LOS und Pink Cross fordern von den Betreibern des Nelson Pub genaue Abklärung des Vorfalls und die BDP-Gleichstellungsgruppe eine Entschuldigung.

In der Zwischenzeit haben die Betreiber des Nelson Pub auf den offenen Brief der BDP-Gleichstellungsgruppe reagiert und schreiben:

Wir haben wie angekündigt mit dem betreffenden Security gesprochen und ihn zu dieser Angelegenheit befragt. Seine Geschichte ist eine ganz andere: Das sei beileibe nicht nur ein Kuss gewesen, die beiden seien sich in einer Ecke des Lokals auf eine physische Weise näher gekommen, wie wir dies auch bei heterosexuellen Paaren nicht akzeptieren. Wir sind ein Lokal in dem man sich kennenlernt. Für alles Weitere geht man dann nach Hause, oder wenn der Weg dorthin zu weit ist, in ein Hotel.

Die Betreiber stellen zudem fest, dass sie sich hinter ihren Mitarbeiter stellen und dessen Sachverhalt glauben – und betonen, dass «wir Menschen und unsere Gäste niemals nach ihren sexuellen Vorlieben unterscheiden». Diese seien jedermanns «Privatsache».

Allerdings …

Die alltägliche Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transmenschen ist in der Schweiz auch heute noch ein grosses Problem. Pro Woche gehen alleine bei Pink Cross mindestens drei Meldungen zu Diskriminierungsfällen ein. Doch die Dunkelziffer ist weit höher. «Viele getrauen sich nicht, solche Vorfälle bei uns oder der Polizei zu melden», betont Pink Cross-Geschäftsleiter Bastian Baumann. Es sei jedoch wichtig, dass diese nicht im Dunkeln bleiben. Wer Opfer von homo- oder transphober Gewalt wird, findet Hilfe bei der Beratungs- und Meldestelle für homo- und transphobe Gewalt LGBT+ Helpline Schweiz. Die kostenlose Hotline ist 24 Stunden am Tag offen. Vorfälle können auch anonym online gemeldet werden.

Nachtrag

Auch einen Tag später bleibt der ‹Blick› an der Geschichte dran und lässt die «Küsser» nochmals zu Wort kommen:

Jetzt wird gelogen, um den Ruf des Pubs zu retten. Wir gaben uns einen Kuss, wie wir ihn auch unserer Mutter geben würden. Wir wurden diskriminiert und werden als Lügner dargestellt. Das ist eine totale Frechheit.

>Dieser Beitrag wurde auch auf gayradio.lgbt und hab.lgbt veröffentlicht