Wir wollen doch nur gleiche Rechte

Am letzten Freitag wurde in der ‹Arena› des Schweizer Fernsehen heftig über die «Homo-Ehe» und über die «Homo-Adoption» gestritten – und ich sass gebannt vor dem Fernseher – um festzustellen, dass sich eigentlich in den letzten Jahren noch nicht viel geändert hat …

«Homo-Ehe»? Falsch! Die Ehe für Schwule und Lesben haben wir schon in Form der eingetragenen Partnerschaft – vom Volk beschlossen am 5. Juni 2005. Gemeint war in der ‹Arena› die Öffnung der zivilen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Deshalb fragte ich mich schon nach ein paar Minuten, warum hier die Argumente von religiösen Menschen derart stark gewichtet wurde.

«Während jahrzehntelanger seelsorgerlicher Tätigkeit ist mir nie ein glückliches homosexuelles Paar begegnet.»

Die Aussage stammt nicht etwa aus der ‹Arena› vom Freitag, sondern vom Zürcher Weihbischof. Gesagt hat er dies während des Abstimmungskampfes zur eingetragenen Partnerschaft. Und schon damals wurde von den Gegnern und Gegnerinnen von Salamitaktik gesprochen – ein Wort, das auch am Freitagabend oft gesagt wurde. Zuerst die eingetragene Partnerschaft, dann die Ehe und die Adoption für alle, dann die Polygamie.

Wie ich es hasse: Alle, die uns gleiche Rechte verwehren wollen, betonen immer wieder, dass sie nichts gegen Homosexuelle hätten, ja sogar im Bekanntenkreise solche hätten, um dann die immer gleichen schwachen Argumente runterzuleiern. Es gehe um christliche Werte, um den Anfang vom Ende, um den Schutz der Kinder … Sorry: eine Religion, die Menschen zweiter Klasse akzeptiert, ist menschenverachtend!

Wacker geschlagen haben sich während der Sendung Leonard als Aushängeschild für unsere Community, die beiden Politikerinnen Kathrin Bertschy und Jacqueline Fehr mit ihren politischen Argumenten für die Öffnung der Ehe und sicher Maria und Martina von Känel als Beweis, dass integrierte gleichgeschlechtliche Paare Kinder grossziehen – und gerade hier zum Wohle der Kinder ein Schutz bitter nötig wäre.

Und noch eine Randnotiz zum Thema «Homo-Ehe»: Auf einer russischen Facebook-Seite wurde ein sechs Jahre altes Bild bereits fast 43’000 gelikt und fast 5000 geteilt. Es zeigt zwei Männer und ein Baby mit dem Text «Wo ist meine Mama, ihr Pädos?». ENOUGH ist ENOUGH hat gestern dazu aufgerufen, man solle sich doch bei Facebook über das Bild beschweren. Habe ich getan – und die Mitteilung bekommen, dass das Bild erstens nicht entfernt wurde und zweitens nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstosse.

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