Mann und Mann – Frau und Frau

Wieder ist eine Woche vorbei – und zu allem Überfluss hat der heutige Sonntag nur 23 Stunden. Für Schlagzeilen sorgte in dieser Woche vor allem England: Per sofort können hier Schwule und Lesben heiraten.

ehe-fuer-alle

Am 17. Mai setzen wir zahlreich ein Zeichen für unsere Gleichberechtigung!

Auch die ‹Basler Zeitung› vermeldete die Nachricht unter der Überschrift «In England heisst es nun offiziell Mann und Mann» – und übergeht damit die Lesben. Aber das ist ein anderes Thema … Durchgesetzt hat die «Ehe für alle» Premierminister David Cameron gegen Widerstände in seiner konservativen Partei. Und die Öffnung der Ehe gilt nicht in ganz Grossbritannien, sondern nur in England und Wales, nicht aber in Schottland und Nordirland.

Die Öffnung der Ehe in England und Wales für gleichgeschlechtliche Paare hat vor allem symbolischen Charakter. Bereits seit 2005 können in Grossbritannien Schwule und Lesben ihre Partnerschaft eintragen lassen und haben dadurch die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare, auch im Adoptionsrecht. Für viele Lesben und Schwule – nicht nur im Reich der Queen – ist aber erst die Öffnung der Ehe Ausdruck völliger Gleichberechtigung.

Ist das so? Sind wir erst mit den Heterosexuellen gleichberechtigt, wenn «Ehe für alle» gilt? Wollen wir wirklich ’so hetero› werden? Diese Frage hat sich Flo Vock vom ‹Milchbüechli› gestellt. Er findet es nämlich absurd, dass «Homos hier mitleiden wollen». Es sei ja bekannt, dass das Konzept der Ehe nicht funktioniere.

Für Flo Vock ist die Ehe ein romantisiertes Bündnis, das verlangt, sich «gegenseitig die Liebe zu versprechen, sich Monogamie zu schwören und für immer der exakt gleiche Mensch zu bleiben». Stimmt, lieber Flo! Partnerschaft mit einem (oder mehreren) Gegenübern hat doch vor allem mit gegenseitigem Vertrauen, körperlicher und geistiger Nähe zu tun und nicht mit dem Ja-Wort auf dem Standesamt – bis dass der Tod euch scheidet notabene. Leidenschaft zu einem (oder mehreren) Menschen schafft aber sehr oft auch Leiden. Damit hat weder die Ehe noch die eingetragene Partnerschaft etwas mit Liebe, Partnerschaft und Nähe zu einem anderen (oder mehreren) Menschen zu tun. Es ist eine Zweckgemeinschaft für die Absicherung von gegenseitigen Rechten und Pflichten. Und aus diesem Blickwinkel geht es mir auf den Sack, dass wir eine eigene «Homo-Ehe» haben. Ich will Gleichstellung in allen Belangen. Homos sollen auch mitleiden dürfen! Deshalb werde ich am 17. Mai vor dem Berner Münster – hoffentlich mit Tausenden von Menschen – die «Ehe für alle» fordern!

Im Portal des Berner Münster wird übrigens mit reliefartigen Figuren das «Jüngste Gericht» dargestellt. Da wacht etwa Christus über die korrekte Trennung der Seligen von den Verdammten, die der Erzengel Michael mit Seelenwage und Schwert vornimmt … Spannend nicht, dass die Demo «Ehe für alle» grad ausgerechnet da stattfindet?

Apropos Kirche und Homosexualität: Letzte Woche habe ich von einer Studie aus den USA gelesen, die besagt, dass Personen, die nur einmal im Monat oder einmal pro Jahr einen Gottesdienst besuchen, die «Homo-Ehe» eher befürworten als wöchentliche Kirchgänger. Und die Studie hat auch herausgefunden, dass in Amerika «Homosexuelle beliebter sind als Evangelikale» …